Veröffentlicht und zu lesen auf:
http://www.rottmeyer.de/eine-verrueckte-welt-und-sie-wird-noch-verrueckter/

von Bill Bonner

Ich bin derzeit in der Normandie. Meiner Ansicht nach leben wir in einer Welt, die so verrückt ist, dass nur eine verrückte Person sie verstehen kann…und nur ein halb-Verrückter würde ihr trauen…

Auch die Europäer haben die Welt ein bisschen verrückter gemacht. Sie haben die realen Zinsen von Null auf unter Null gesenkt, verfolgen nun eine Politik der NEGATIVEN Zinsen. In den USA liegen die Zinsen offiziell im positiven Bereich. Aber inoffiziell leihen sich die großen Schuldner Geld zu Zinsen, welche substanziell unter der Inflationsrate liegen.

Nehmen wir z.B. IBM. Deren Anleihen mit Fälligkeit 2017 bringen eine Rendite von 1,78%. Offiziell liegt die Inflation bei 2%. Aber als das MIT die Inflation maß, ohne Anpassungen, da kamen die auf einen Wert von 3,91%.

Damit verdient IBM derzeit über 2% mit jedem Dollar, den sie sich leihen. IBM ist auch ein großer Käufer der eigenen Aktien. Es könnte sogar der größte Käufer der eigenen Aktien sein. Für jeden Dollar, den sie für Investitionen ausgeben – in neue Maschinen und Gebäude – geben sie 8 Dollar für den Kauf eigener Aktien aus.

Das gibt mir eine Idee. Wollen Sie viel Geld verdienen? Gründen Sie ein Unternehmen. Leihen Sie sich Geld. Kaufen Sie Ihre eigenen Aktien. Jeder tut das, oder?

Die Magie der Politik des leichten Geldes

Aber meine Innovation ist diese: Kaufen Sie auch Ihre eigenen Produkte! Folgen Sie dem Beispiel der Internet-Unternehmen. Erfinden Sie einige “social media”-Dinge, welche so revolutionär sind, dass niemand davon gehört hat. Verkaufen Sie für 1 Mrd. Dollar Anleihen an die Öffentlichkeit. Sie haben keine Glaubwürdigkeit und keine Sicherheiten? Keine Sorgen. Die Unternehmen, welche laut Bloomberg zuletzt am besten abgeschnitten haben, waren die mit der schlechtesten Kreditwürdigkeit.

Diese “Bilanzbomben” haben am meisten von Niedrigzinspolitik und geringen Spreads profitiert. Jeder will hohe Renditen. Und niemand glaubt, dass die Fed es zulassen wird, dass Schuldner zahlungsunfähig werden.

Ein neues Unternehmen mit keinen realen Produkten, ohne Umsätze, ohne Gewinne und ohne Businessplan sollte das schlechtestmögliche Rating haben… und sollte deshalb todsicher jede Menge Kredite erhalten.

Angenommen, Sie zahlen die doppelten Zinsen, die IBM zahlt – nehmen wir an 4%. Wenn die reale Inflation bei 3,91% liegt, dann erhalten Sie damit Mittel für nahezu Null. Aber Sie müssen Zinsen und Tilgung zahlen…

Sie leihen sich 1 Milliarde Dollar. Sie zahlen 40 Mio. Dollar pro Jahr an Zinsen. Aber Sie nehmen die Milliarde, um Ihre eigenen Produkte zu kaufen (was auch immer die sind). Ihr Unternehmen weist Umsätze von 1 Mrd. Dollar vor. 40% davon bleiben als Gewinn.

Wenn die Aktien dann mit einem KGV von 20 bewertet werden (für ein Technologieunternehmen moderat), dann wird die Marktkapitalisierung Ihres Unternehmens auf 8 Mrd. Dollar steigen, nämlich 20 Mal 400.000.000 Dollar! Sehen Sie?

Sie haben mit nichts begonnen. Durch die Magie der Niedrigzinspolitik… und mit einiger Buchhaltungs-Schikane… haben Sie dann ein Unternehmen, welches 8 Mrd. Dollar wert ist. Klingt verrückt? Ja.

Und fast genau das versucht die Fed zu ermutigen. Unternehmen verschulden sich. Sie nutzen das Geld, um ihre Aktien zu kaufen. Deren Kurse steigen.

Dieser “Vermögenseffekt” soll dann an die Öffentlichkeit weitergegeben werden, welche die Produkte des Unternehmens kaufen sollen. Steigende Umsätze führen zu höheren Gewinnen. Die Aktienkurse steigen weiter. Jeder wird reicher werden. Das Risiko für die kurzfristigen Investoren kann es sein, dass sie diesen Wahnsinn verpassen. Die Kurse steigen; man will dabei sein.

Das Risiko für den langfristigen Investor kommt dann, wenn die Volkswirtschaft wieder zu Verstand kommt.

Kredit-Zyklus: Der Kampf um den Stopp
von Bill Bonner

Ich war am 70. Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie dort, in der Normandie. Ich beobachtete Amerikaner, die zur Nordküste Frankreichs reisten. Niemand wollte zurückbleiben – besonders nicht die Veteranen, für die es die letzte Erinnerung vor Ort sein würde. Unter ihnen war der 89jährige Bernard Jordan.

Er hatte sich vor 7 Jahrzehnten deutschem Artilleriefeuer ausgesetzt, als 19jähriger junger Offizier in der Royal Navy. Er ließ sich von den Betreuern im Pflegeheim in East Sussex, wo er jetzt ist, nicht daran hindern, in die Normandie zu reisen. Deshalb legte er seine Orden an und ging. Er sagte niemandem, dass er ging – nicht einmal seiner 97jährigen Frau. Samstag war er dann wieder zurück – und von Freunden und Familie wurde ihm erneut ein Willkommen für einen Helden bereitet.

Inzwischen hat die EZB mitgeteilt, dass auch sie resolute Aktionen durchführen möchte. Das Bankkartell der Europäer hat seine Leitzinsen von 0,25% auf 0,15% gesenkt. Jetzt werden wir sehen, was 0,15% tun werden. Ich möchte den Menschen sehen, den das großartig beschäftigt. So ein Mensch muss leicht aufregbar sein…oder absolut verrückt. Solche Nachrichten sind nicht die Invasion der Normandie.

Aber die meisten Nachrichten waren positiv. Ein Bericht der Financial Times teilte uns mit, dass das Beschäftigungsniveau in den USA wieder auf das Niveau von 2007 gestiegen ist. Mit anderen Worten, zumindest diesbezüglich hat sich die Wirtschaft schließlich erholt – nach sieben Jahren. Natürlich stimmt das nicht genau, noch nicht einmal annähernd. Da die Bevölkerung in den USA um ca. 1% pro Jahr wächst (Einwanderung und Geburten), muss es heute ungefähr 20 Mio. mehr Einwohner in den USA geben als vor 7 Jahren.

Dass die Zahl der Arbeitsplätze wieder 139 Mio. erreicht hat, ist kaum eine Errungenschaft. Denn wenn von den 20 Mio. neuen Einwohnern die Hälfte im arbeitsfähigen Alter ist, dann bedeutet dies, das es 10 Mio. weitere Amerikaner gibt, die auf den Schultern des Wirtschaftslebens sitzen.

Überall auf der Welt berichteten die Zeitungen über die Aktivitäten an den Stränden des “D-Days”. Dieses Unternehmen vor 70 Jahren wurde als großer Erfolg gesehen. Sogar in Deutschland wird dieser Regierungswechsel, welcher von den Royal Marines und den US Rangers initiiert wurde, weithin positiv gesehen. Und jetzt bringt das Gedenken daran neue Hoffnung und Zuversicht.

Wenn die Regierung erfolgreich so ein großartiges und großes Projekt durchführen kann – wobei Millionen Leben beteiligt waren…Tausende Schiffe und Flugzeuge…sorgfältig ausgearbeitete Zeitpläne…Nachschublinien mit Millionen Tonnen Material, welche zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren…alles geplant und durchgeführt unter der striktesten Geheimhaltung -, dann kann sie auch bestimmt eine Wirtschaft managen.

Ja, der D-Day gibt uns das Vertrauen in die Fähigkeit der Menschheit, großartige Dinge monumentalen Maßstabs durchzuführen. Wie die Pyramiden….Angkor Wat…Stonehenge…Hannibals Invasion von Italien….Caesars Eroberung von Gallien. Es zeigt, dass wir Menschen und Ressourcen in großem Maßstab mobilisieren können, und dann Dinge erledigen!

Warum sollten wir nicht ernsthafte wirtschaftliche Korrekturen/Depressionen verhindern können, indem wir sorgfältig ausgewählte Zinsen festsetzen? Warum keine Vollbeschäftigung, wenn wir weitere Kredite zulassen? Warum sollen nicht die Feldmarschälle der Zentralbanken die Weltwirtschaft zu immerwährendem Reichtum führen?

Ja, soweit ich es sagen kann, war der Zweite Weltkrieg das letzte erfolgreiche Programm der US-Regierung. Jeder Krieg und jedes Projekt seitdem war entweder ein Unentschieden oder eine Niederlage.

Ich bin bereit zu wetten, dass das aktuelle Projekt – der Kampf um den Stopp des Kredit-Zyklus – in einem komplettem Desaster enden wird.